Liebe Frau Ade, liebe Familienangehörige,
Dass Sie heute alle hierher… … in die Peterskirche und in die Stadthalle … … gekommen sind, um von Uli Sckerl Abschied zu nehmen, passt gut zu der Art, wie Uli Politik gemacht hat. Er war ja völlig frei von irgendwelchen Attitüden. Gab nie was auf Statussymbole. Für ihn gab es in der Politik nur ein Statussymbol: Dass man sich reinhängt für seine politischen Ziele, für das Gemeinwohl und für die Bürgerinnen und Bürger.
Daran gab es für ihn nichts zu rütteln: Mandate gehören nicht den Mandatsträgern. Sondern den Wählerinnen und Wählern, die diese Mandate auf Zeit verleihen. Man ist Abgeordneter des Volkes, das man auf Zeit vertreten darf. Und das war nicht etwas, das sich Uli irgendwo angelesen hat. Nein. Es war seine Haltung. Er verkörperte sie mit jeder Faser. Er lebte sie mit jeder Rede, die er im Parlament hielt, in jeder Ausschuss-Sitzung, bei jedem Termin in seinem Wahlkreis und mit einer unermüdlichen Tatkraft, wann immer ihn jemand um Hilfe bat.
Uli hat in der Kommunalpolitik angefangen – und sich immer eine kommunalpolitische Haltung bewahrt. Im Kleinen was bewegen. So nah an den Menschen sein wie möglich. Politik von unten nach oben denken. Diese Haltung war die unumstößliche Voraussetzung seiner Tätigkeit.
Liebe Frau Ade, liebe Familie von Uli, ich war fassungslos, als ich die Nachricht von seinem Tod am Montag bekommen habe. Ich bin es immer noch. Das plötzliche Weg-sein von ihm, der immer präsent, immer da war. In diesen Tagen sind wir untröstlich. Und doch liegt ein Trost darin, wie viele Menschen heute hierher gekommen sind, um sich von Uli zu verabschieden.
Politik muss keinen Spaß machen. Aber Sinn! Und der Zuspruch der Menschen zeigt: Das Leben von Uli war von Sinn ganz und gar erfüllt. Für mich war Uli ein Weggefährte der ersten Stunde. Wir kannten uns 40 Jahre. Wir waren beide dabei, als es mit den grünen losging. Haben die Partei mitbegründet. Und wie das so war in den Anfangszeiten: Zwischen Paradiesvogel und Revoluzzer ging es hin und her. Und Uli hate schon damals diese eine Eigenschaft: Er war immer da. Wer damals mit ihm in Heidelberg studiert hat, erzählt davon: Uli war schon da. Ging man auf den Acker, demonstrieren gegen Gentechnik in der Landwirtschaft: Uli war schon da. Und baute zugleich grüne Politik-Strukturen auf. Da hat er wirklich Unglaubliches geleistet! Unermüdlich hat er da Stein auf Stein gesetzt. Im Hintergrund hat er vieles aufgebaut, ohne das die Grünen in Baden-Württemberg nie das geworden wären, was sie heute sind, führende politische Kraft in diesem Land. Uli hat schon früh einen irre klaren Kompass gehabt. Wo es sachlich hingehen muss. Was es dazu braucht. Und wie man es hinbekommt, alle dabei mitzunehmen. Ohne jemals Aufhebens um seine Person zu machen. Uli war einer, den man überall sah. Der mit jedem sprach. Aber den nie die Eitelkeit trieb. Sondern immer die Sache! Deshalb hat er auch mal was einstecken können, wo andere ins Straucheln gekommen wären. Da hat man gesehen, was für ein Kerl er war: Loyal und immer mit Blick aufs Ganze. Freiheit, Sicherheit, Bürgerrechte, lebendige Demokratie, Kampf gegen Rassismus – Alles Themen, die sich wunderbar für Sonntagsreden eignen. Aber nicht mit Uli! Bei ihm war es genau das Gegenteil: Er hat jeden Tag dafür geackert. Kein Anliegen war ihm zu klein, als dass er sich nicht dahintergeklemmt hätte. Und das war bis zuletzt so.
Als wir uns am Dienstag in der Fraktion gemeinsam an ihn erinnert haben, konnte jeder eine Geschichte davon erzählen, wie er den Uli wegen irgendetwas angerufen hat. Spätabends. An einem Sonntag. Weil man bei irgendwas nicht weiterkam. Sei es ein Thema im Wahlkreis, eine Nichtigkeit im Ausschuss. Oder die allererste Rede im Landtag. Uli war immer da. Ein Kümmerer. Ein Ermöglicher. Und gerade für die jungen Leute in der Fraktion oder neue Abgeordnete: Ein Mentor, ein väterlicher Freund. Dabei durfte man einen Fehler nicht machen: Ihn unterschätzen. Der Uli war mit allen Wassern gewaschen, kannte alle Haken und Ösen des politischen Geschäfts. Es stimmt schon, was in der Zeitung stand: Politik-Ingenieur. Arbeiter im Maschinenraum. Konstrukteur grüner Landespolitik. So friedliebend und umgänglich Uli war: Das war keiner, dem man irgendetwas vormachen konnte. Das war keiner, der die Auseinandersetzung scheute.
Uli war ein selbstbewusster Debattenredner. Wie er da immer mit seinem gefalteten Manuskript an den Pult trat … Und dann einen Treffer nach dem anderen platzierte. Er war Parlamentarier durch und durch. Man konnte immer mit ihm reden. Aber in einem Punkt sah er rot: Wenn jemand die Verfassungsorgane angriff, die Demokratie, die Rechtsstaatlichkeit. Und bei Rassismus, Ausgrenzung. Wenn Menschen in erste und zweite Klassen eingeteilt werden sollten. Solchen Leuten hat er dann auch ordentlich die Leviten gelesen im Landtag.
Uli war ein leidenschaftlicher Innenpolitiker. Und das schon zu einer Zeit, als andere Grüne das Thema nur mit spitzen Fingern anfassten. Er stand für die Balance von Freiheit und Sicherheit – wobei für ihn immer galt: Im Zweifel für die Freiheit. Da konnte er zu absoluter Hochform auflaufen. Beziehungsweise muss man es sogar so sagen: Je höher der politische Druck, desto mehr ist er aufgeblüht. Hat geackert ohne Ende.
Uli war dann ab 2011 Parlamentarischer Geschäftsführer in der Grünen Regierungsfraktion. Ein Job, der wie maßgeschneidert für ihn war. Dazu muss man wissen: Ohne einen Parlamentarischen Geschäftsführer läuft gar nix. Aber das ist kein Job, bei dem man jeden Abend sein Gesicht in den Landesnachrichten sieht. Das ist viel Kärrnerarbeit hinter den Kulissen. Und nicht gerade die dankbarste Aufgabe. Man muss viele Klippen umschiffen. Dicke Bretter bohren. Immer drei Winkelzüge voraus denken. Das große Bild im Blick behalten. Im Kleinen den Ton treffen. Mit unendlich vielen Leuten reden. Kompromisse aushandeln. Menschen zusammenbringen und zusammenhalten. Fels in der Brandung sein. Und auch mal eine Ansage machen. Das ist ein knochenharter Job. Uli hat ihn mehr als 10 Jahre lang gemacht. Und zwar meisterlich. In seiner typischen Mischung aus unerschrocken und liebenswürdig.
Er hatte ja eine unglaublich charmante, auch witzige Seite. Wer ihn als Büttenredner erlebt hat, wusste das. Das war ein Hobby, wo er auch viel Energie drauf verwendet hat. Und manche Situation hat er einfach mit seinem Humor gerettet. Gerade auch dann, wenn mal was richtig schief lief. Da gab es keine Schuldzuweisungen. Er hat immer das Positive aus den Sachen gezogen. Hat sich vor Mitarbeiter gestellt. Auch wenn er den Stuttgartern unter ihnen zur Begrüßung schon mal ein herzliches „Schwobaseggl“ entgegenrief. Wie man sdas eben so macht, wenn man mit Leib und Seele Kurpfälzer ist. Aus dieser regionalen Verwurzelung heraus Politik zu machen, war für ihn selbstverständlich. Und nur weil er und viele andere Politikerinnen und Politiker solch ein starkes Regionalbewusstsein pflegen, gibt es in Baden-Württemberg nicht ein Zentrum, sondern viele. Und gerade das ist der Charm von Baden-Württemberg.
Uli hat nicht nur seinen politischen Job meisterlich gemacht. Er hat auch Politik gemacht. Drei markante Linien seiner Politik möchte ich hier zusammenfassen: Nur eine lebendige Demokratie bleibt eine stabile Demokratie – deshalb hat er sie von unten nach oben gedacht und sie so auch gelebt. Den so wichtigen raum zwischen Freiheit und Sicherheit hat er immer wieder neu vermessen. Er war streitbar und besaß einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Uli hat nach jedem geschaut und alle gesehen. Er war einen mit Demut vor dem Souverän und mit Leidenschaft im Amt. Einer, der in jeder Sekunde ausgestrahlt hat: Politik ist Dienst. Kurzum: „Ein ziemlich unglaublicher Politiker“, wie einer in diesen Tagen sagte.
Ich verabschiede mich heute von einem Fraktionskollegen, einen grünen Weggefährten, einem guten politischen Freund. Vor allem warst du für mich immer nur eines: Einfach der Uli.
Besonders stritt er für die verfassungsmäßige Ordnung und gegen ihre Gegner, die sie mit Falschnachrichten, aggressiver Hetze und Hass zu untergraben suchten. Er stritt für den inneren Frieden, die Freiheit und Würde aller. Dieser feiner Verfassungspatriotismus sollte uns allen Ansporn sein auch in schwierigen Perioden der Demokratie.
Uli hatte feste Prinzipien. Aber er war kein Prinzipienreiter. Er hat uns mitgegeben, dass wir Ideal brauchen, aber dass sie auch im praktischen Handeln umgesetzt werden müssen, sonst bewirkt man nichts. Oder ganz einfach gesagt: Was man sich in der Politik vornimmt, muss man auch organisiert bekommen. Sonst blamiert sich die Idee an der Wirklichkeit. Denn Politik ist eine ungemein pragmatische Veranstaltung. Da wichtigste, was Uli ausgestrahlt hat: Politik ist Dienst. Uli hat nach jedem geschaut und alle gesehen. Er hatte ein unglaubliches Gespür für Menschen und ihre Anliegen. Als wir am Dienstag in der Fraktion über ihn sprachen, war dieses „sich Kümmern“ der rote Faden in dem, was jeder erzählte.
Als Regierungschef kann ich ihm im Namen aller Regierenden, die er als Parlamentarischer Geschäftsführer begleitet hat, nur sehr herzlich für seine Loyalität danken, die aus dem Blick fürs Ganze und der oft schwierigen Erarbeitung von Kompromissen erwuchs. Denn ohne dieses Mitgestalten und Mittragen durch die Regierungsfraktion kann man ein Land nicht gut und kraftvoll regieren.
Persönlich verliere ich mit Uli einen politischen Weggefährten, einen Gefährten meines halben Lebens und meines ganzen politischen Lebens seit Gründung der GRÜNEN. Und ich kann einfach nur dankbar sein, einen so guten und klugen Gefährten so lange an meiner Seite und Nähe gehabt zu haben.
Er wird mir fehlen. Er wird uns allen fehlen und er wird vor allem seiner Familie fehlen, mit der wir im Herzen mittrauern.
|
Liebe Martina, lieber Daniel, liebe Hanna, liebe Angehörige, Freundinnen und Freunde, liebe Kolleginnen und Kollegen, Weggefährtinnen und Weggefährten, liebe Trauergemeinde!
Uli Sckerl hat uns in seinem Leben herausgefordert. Heute fordert er uns auch mit seinem Tod heraus. Wie den meisten von uns war ihm das Leben näher als der Tod. Leben zu gestalten. Leben erträglicher zu machen. Gerechter. Mit mehr Angeboten teilzuhaben an den Möglichkeiten, die es bietet, das war sein Lebensthema. Dem galt all sein Einsatz in den politischen Gestaltungsräumen. Im Gemeinderat. Lange Zeit auch im Kreistag. Und seit 2006 auch im Landtag von Baden-Württemberg.
Den Tod erträglicher zu gestalten, seinen eigenen zumal, das stand nicht in seiner Macht. Das steht überhaupt nicht in unserer Macht. Da sind wir auf die Bitte um ein erträgliches Sterben beschränkt. Und stehen auch da oft mit fast leeren Händen da. Viel zu oft kommt der Tod bitter daher. Holt sich das Leben wie einen Raub. Reißt uns geliebte Menschen aus der Hand. Und fordert uns heraus. Wie dieser Tod. Wie der Tod von Uli Sckerl.
Natürlich ist das Leben schön. Auch das Leben von Uli. Er hat das Leben geliebt. Konnte es auch genießen. Mit einem schönen Essen. Mit euch. Einem schönen Urlaub. Im Zusammensein mit euch als Familie. Oder im Kreis von Freunden.
Aber gerade hier stieß auch Uli immer wieder an Grenzen. An die Grenze der Zeit, die sich nicht beliebig dehnen und vermehren lässt. Die Grenzen der Zeit für ein Leben neben dem Leben, das sich, notwendig, lohnend, manchmal auch unbarmherzig, immer in den Vordergrund drängt. Zeit, die ich in dem einen Leben investiere, sie fehlt dann nicht selten im anderen. Dass wir sieben Leben haben, wie es in einem Kinderlied heißt, das ist allemal nur ein frommer Wunsch.
Am Ende stoßen wir alle an die äußerste Grenze der Zeit. An die Grenze unserer Lebenszeit. Nicht nur für Uli gilt das. Dann, wenn uns nur noch die Hoffnung auf ein Danach trägt. Und wir unseren Glauben wagen müssen, wie einen Gang übers Wasser. Das Ende dieser Lebenszeit für Uli in den Blick zu nehmen – es ist der Grund, warum wir heute hier sind. Und darum soll, ja muss auch von der Hoffnung über den Tag und über diese Grenze hinaus die Rede sein.
„Jetzt erkenne ich stückweise. Dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin!“ Über der Traueranzeige von Uli steht dieser Satz. Und in der Lesung eben haben wir ihn gehört. „Jetzt erkenne ich stückweise!“ Das ist also der erste Satz. Ausgerechnet im Hohenlied der Liebe ist er zu finden.
Nicht einmal die Liebe vermag diese Lebensweisheit so einfach aus den Angeln zu heben. Unser Leben bleibt Stückwerk. Unser Handeln bleibt Fragment. Unser Erkennen greift bestenfalls nach einem Zipfel der Wahrheit. Unser Leben lässt viele Fragen offen.
Am deutlichsten spüren wir das im Angesicht des Todes. Dann, wenn wir nichts mehr hinzufügen und wegnehmen können. Dann, wenn wir das Ganze in den Blick nehmen. Dann, wenn wir zum Fazit gerufen sind.
Vieles war in den letzten Tagen in den Medien über Uli zu lesen. Politisches Urgestein, Kämpfer für die Demokratie, mit politischem und ethischem Kompass, selbst vom Chefingenieur im Maschinenraum der Macht war die Rede, vom Mentor und Ratgeber. Auch vom Freund. Wir wissen alle: Solche Worte beschreiben nie den ganzen Menschen. Die Einsicht der Bruchstückhaftigkeit – sie gilt gerade auch hier.
Es gibt auch den anderen Blick auf Uli Sckerl. Auf seine Lebensgeschichte. Beruflich. Persönlich. Ulis bleibendes Verwurzeltsein hier vor Ort. Ulis musikalische Vorlieben, eine werden wir nachher noch zu Gehör bekommen. Bücher, die ihn angesprochen haben. Nicht zuletzt rückt dieser andere Blick auf Uli auch seine Partnerschaft mit dir in den Fokus, liebe Martina, im Jahre 2005 habt ihr geheiratet. Und eure Familie zusammen mit dir, lieber Daniel. Und auch mit ihnen, liebe Hanna Schertz. Aber auch seine Freundschaften. Beziehungen aus Zuneigung und aus bereichernder Lust an Gemeinschaft. Nicht mehr. Ohne einem anderen Zweck dienen zu müssen.
Dieses „stückweise erkennen“. Diese Bruchstückhaftigkeit des Lebens – für Uli wurde es zum Lebensthema. Und ich weiß: Es ist das Lebensthema für viele hier, die sich den politischen Gestaltungsanspruch zur Aufgabe und zum Beruf gemacht haben. Dieses stückweise Erkennen, dass wir noch viel zu sehr hinter dem zurückbleiben, wie diese Welt gemeint ist, wie sie doch sein sollte, das drängt zum Handeln.
Ungerechtigkeiten minimieren und aus der Welt schaffen. Demokratische Strukturen ins Leben ziehen. Rassistischen Umtrieben energisch wehren. All das war Uli wichtig. Und ich bin sicher, den meisten hier in dieser Kirche doch auch.
Aber am Ende bleibt dennoch nur Stückwerk. Am Ende eines Lebens bleibt immer noch weit mehr als genug, was wir den kommenden Generationen zu tun übrig lassen.
Am Ende bleibt aber auch die persönliche Bilanz. Im Motto der Traueranzeige, in den Worten des Paulus kann diese Bilanz doch nur lauten – und das ist dann der zweite Teil des Satzes auf der Traueranzeige: „Dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin!“
Am Ende stürzt jede Vorläufigkeit, jede Bruchstückhaftigkeit des Lebens unweigerlich und unaufhaltsam in sich zusammen. Am Ende wird daraus ein Ganzes. Das ist der tiefere Sinn, wenn wir uns zu dem Glauben versteigen, dass mit dem Tod nicht alles aus ist. Dass wir Zukunft haben. In der Wirklichkeit, die wir Gott nennen.
Mit dem Tod kommt alle Vorläufigkeit an ihre Grenze. Da muss ein Ganzes werden. In unserer Erinnerung. Und das ist oft ein schmerzlicher Weg. Und in unserem Glauben.
Die Welt, wie Uli sie sich erträumt hat, bleibt anderen, bleibt uns zurückbleibenden als Gestaltungsaufgabe weiter vor die Füße gelegt. Aber Ulis Kampf ist ans Ende gekommen. Der mit Welt und Gesellschaft. Und der mit seiner bösen Krankheit.
Es ist mein Glaube, dass sich für ihn jetzt alles zu einem Ganzen fügt. Es ist meine Hoffnung, dass Uli jetzt erkennt, wie er erkannt ist – um die Sprache des Apostels Paulus aufzunehmen. Und es ist die Liebe, zuallererst die von dir, liebe Martina, aber auch die von vielen hier, die ihn jetzt ganz, geborgen und am Ziel bewahrt sein lässt. Im Gedenken und in der Erinnerung hier bei uns. Und noch viel mehr in ewigen Aufgehoben sein bei dem, den wir Gott nennen.
Kein Einsatz war vergeblich. Keine Überzeugung ohne Folgen. Keine Forderung ohne den Traum von mehr Recht. Kein Streit ohne Sinn. Kein Lachen aus Verachtung. Kein vehement geäußerter Einwand einfach nur aus Bösartigkeit. Ja, auch keine Träne umsonst geweint. Alles wandelt sich zum Guten. Alles bleibt im Licht der Liebe aus Gott ein Meilenstein auf dem Weg in die Zukunft.
Uli hat uns in seinem Leben herausgefordert. Heute fordert er uns auch mit seinem Tod heraus. So habe ich begonnen. So will ich auch enden. Herausgefordert sind wir, dem Tod nicht das letzte Wort zu überlassen. Herausgefordert sind wir, nicht auf halbem Weg stehen zu bleiben. Ulis Weg geht weiter, das glaube ich. Hier bei uns. Und im Angesicht Gottes. Da, wo erkannt wird, was sein Leben zu einem ganzen und zu einem schönen macht. Für immer. Amen.
Sehr verehrte Trauergemeinde,
es geschieht nicht oft, dass die Welt der Politik kurz anhält.
Als uns Anfang der Woche die Nachricht vom Tod unseres Kollegen Uli Sckerl erreicht hat, hat sie das getan.
Sein Tod hat uns alle tief erschüttert.
Wir sind sehr traurig.
Mit Uli Sckerl verlieren wir einen politischen Mitstreiter, eine tragende Säule unserer grünen Landtagsfraktion, einen über alle Maßen engagierten Abgeordneten.
Vor allem verlieren wir einen Mentor, einen persönlichen Ratgeber, einen guten Freund.
Uli erfreute sich auch bei den anderen Fraktionen größter Wertschätzung und Respekt.
Es fällt mir schwer zu begreifen, dass Uli Sckerl nicht mehr in gewohnter Weise im Plenarsaal den Parlamentssessel neben mir einnehmen wird.
Aber es ist so: Der Krebs hat Uli Sckerl mit voller Wucht aus dem Leben gerissen.
Für Sie, liebe Trauergemeinde, ganz besonders für Euch liebe Martina Ade, lieber Daniel und liebe Hanna Schertz, die Verwandten und Freunde von Uli, ist sein Tod eine menschliche Tragödie.
Wir wünschen Euch viel Kraft für die nächsten Wochen und wollen Euch nach Kräften beistehen.
Auch für meine Grüne Landtagsfraktion und – ich füge hinzu – für den gesamten Landtag bedeutet der plötzliche Tod von Uli Sckerl einen Schock und einen herben Verlust.
Uli war ein ganz besonderer Mensch.
Er war ein Parlamentarier erster Güte.
Für mehr als 10 Jahre hat er als Parlamentarischer Geschäftsführer, also quasi als Chefingenieur, die Arbeit der grünen Fraktion im Stuttgarter Landtag maßgeblich geprägt. Ohne Uli lief nichts.
Uli hat diese Arbeit nie für den Effekt, nie für den Auftritt gemacht. Ihm war die Sache immer wichtiger als seine Person.
Und trotzdem war es ihm als leidenschaftlichem Debattenredner immer eine Ehre - und häufig sicher auch eine Freude -, sich im Parlament rhetorisch mit den anderen Abgeordneten zu messen, das beste Argument zu finden und sich auch einmal verbal zu raufen.
Man hatte den Eindruck, dass er sich an harten Debatten regelrecht aufrichten konnte, dass sie ihm Energie gegeben haben.
Seine Landtagsfraktion, und auch mich persönlich, hat er hier immer wie ein Löwe verteidigt.
Und, was ich ihm besonders hoch anrechne: Er ging auch in die Debatten, bei denen es für uns nichts zu gewinnen gab.
Diese Loyalität, dieses Pflichtgefühl haben ihn ausgezeichnet.
Noch mehr hat ihn seine Menschlichkeit ausgemacht. Er hat sich jedem Problem, jedem Anliegen seiner Kolleginnen und Kollegen angenommen. Unter den Abgeordneten machte schnell der Ratschlag „Ruf doch den Uli an“ die Runde. Er war Kümmerer und Seelsorger, hatte immer ein offenes Ohr.
Und ganz besonders war sein Willen jede noch so kleine Bürgeranfrage zu beantworten und seiner Pflicht als Volksvertreter nachzukommen. Auch hier war es ihm immer wichtiger, ein Problem zu lösen, als damit zu glänzen.
Dafür hat er hart gearbeitet und ist für uns alle Vorbild.
Wir haben in der Fraktion und darüber hinaus in dieser Woche viel und lange über unsere persönlichen Erfahrungen, Begegnungen und Erinnerungen mit Uli geredet.
Es war beeindruckend, wie einheitlich das Bild von Uli war, das die Abgeordneten, Regierungsmitglieder und die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gezeichnet haben.
Egal ob Sekretärin oder Ministerpräsident. Uli war immer UIi. Und dieser Uli hat seinen Gegenüber respektiert, geachtet und ihm etwas zugetraut.
Kurzum: Uli hat uns immer alle stärker gemacht.
Und immer wieder kamen diese kleinen Momente zur Sprache, in denen Uli diesen kleinen Schritt extra, diesen kleinen Handgriff zusätzlich gemacht hat - für jemand anderen.
Uli hat sich gekümmert, er hat geregelt, er hat gekämpft, er war immer da und immer ansprechbar – für alle.
Ganz besonders ausgezeichnet hat ihn, dass er immer den Dienst an der Sache in den Mittelpunkt gerückt hat.
Uli Sckerl hat sich reingehängt für seine Themen. Und er war erfolgreich. Baden-Württemberg wäre heute anders ohne Ulis Einsatz. Weniger gut. Es ist sein Verdienst, dass die direkte Demokratie ausgebaut und die Bürgerbeteiligung verbessert wurde.
Uli Sckerl hat immer großen Wert auf Transparenz, Verantwortlichkeit und Gerechtigkeit gelegt.
Ihm war das große Privileg, diesem Land dienen zu dürfen, immer bewusst, die Mandate „nur“ geliehen sind Und damit auch die Verantwortung, die man damit trägt.
Ihm war es immer wichtig, dass sich Abgeordnete, dass sich Regierungsmitglieder und der Staat selbst ganz besonders genau auf die Finger gucken lassen müssen.
Dafür hat er sich eingesetzt und das hat er auch durchgesetzt, immer und immer wieder.
Auch deshalb war er oft unser Mann in den Untersuchungsausschüssen. Sei es die Aufarbeitung des Polizeieinsatzes im Stuttgarter Schlossgarten oder der Kauf der EnBW-Aktien – Uli hat die schwierigen Sachen in die Hand genommen.
Ich erinnere mich noch gut, wie wir beide zusammen die Klage vor dem Staatsgerichtshof bestritten und gewonnen haben.
Als er zu mir sagte, „Andi du machst das“.
Den Mächtigen auf die Finger gucken – und den Schwachen helfen: Ulis Fokus auf Menschlichkeit, sein klarer Wertekompass, waren in seiner Arbeit immer deutlich zu sehen und zu spüren.
Sein Herzblut galt dem Einsatz für Geflüchtete. Jeden dieser Fälle hat er im besten Sinne des Wortes persönlich genommen. Er hat die Menschen hinter den Verfahren gesehen und sich mit unbedingtem Einsatz und Willen für sie und eine gerechte Behandlung eingesetzt.
Und er hat persönlich gelitten, wenn das mal nicht gereicht hat.
Wütend und laut konnte Uli werden bei dem Kampf gegen die Menschenfeindlichkeit von rechts. Die Verteidigung unserer Werte, unserer Demokratie waren ihm schon vor seiner Zeit als Abgeordneter enorm wichtig. „Gegen alte und neue Nazis“
Und dafür hat er gearbeitet, Tag und Nacht. Uli Sckerl war fleißig und tüchtig. Wer um 23 Uhr um den Landtag schlich, konnte vom Innenhof regelmäßig noch Licht in seinem Büro leuchten sehen. Und wer morgens vor sieben an einem Plenartag in den Landtag kam, der traf in ebenso.
Als ich als junger Abgeordneter erstmals in den Landtag gewählt wurde, war Uli ein großes Vorbild. Das ist er noch immer. Es macht mich froh und dankbar sagen zu können: Er wurde zu einem echten Freund.
Solche wie ihn gibt es nicht oft in der Politik.
Und gerade deshalb schmerzt sein Verlust so sehr.
Wir danken Uli Sckerl für seine große Lebensleistung und werden ihm nicht nur ein ehrendes Andenken bewahren, sondern das Land Baden-Württemberg in seinem Geiste weiterentwickeln.
Uli, wir werden Dich vermissen.